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Warum sagen meine japanischen Kollegen „erebeetaa“ statt Elevator?

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Alle, die regelmäßig mit japanischen Kollegen zusammenarbeiten, haben es wahrscheinlich schon erlebt: Ihr mündliches Englisch ist manchmal nicht besonders gut. Außerdem haben sie eine ganz eigene Art, Dinge auszusprechen: „Elevator“ wird zu „erebeetaa“, „invoice“ zu „inboisu“, „contract“ zu „kontorakuto“ usw.

Dafür gibt es mehrere logische Gründe und nach der Lektüre dieses Artikels werden Sie die japanische Art, Englisch zu sprechen, besser verstehen.

Katakana und die Struktur der japanischen Sprache

Zunächst müssen wir die Funktionsweise der japanischen Sprache verstehen – zumindest in Bezug auf die Laute. Im Gegensatz zum Englischen, das mit einer freien Kombination von Konsonanten und Vokalen arbeitet, nutzt das Japanische festgelegte Konsonant-Vokal-Kombinationen. Jede dieser Kombinationen entspricht einem Zeichen in der japanischen Schrift. Ein japanisches Wort hat also stets die Struktur Konsonant + Vokal, z. B. „arigatou“ („Danke“) besteht aus a-ri-ga-to-u, „taberu“ („essen“) aus ta-be-ru.

Warum ist das wichtig? Weil es keine andere Möglichkeit gibt, fremdsprachige Wörter zu transkribieren – außer mit diesem System. Dafür gibt es ein spezielles Alphabet, das Katakana heißt, das denselben Regeln unterliegt. Zudem fehlen dem Japanischen bestimmte Laute: Ein „L“ wird zu einem „R“, ein „V“ zu einem „B“ – das macht die Sache sehr kompliziert. Eine Katakana-Tabelle mit Lauten findet sich weiter unten.

Wendet man diese Regeln auf „elevator“ an, wird aus dem „L“ ein „R“, aus dem „V“ ein „B“ – Ergebnis: „erebator“. Und weil das Japanische am Wortende keinen Konsonanten erlaubt (außer „n“), wird der letzte Buchstabe angepasst. Das „r“ am Ende verschwindet, das „o“ wird zu einem langen „aa“, und es entsteht das amerikanisch klingende „erebeetaa“. Gleiches gilt für „null and void“, das zu „narru ando boido“ wird.

Weitere Beispiele sind: „fight“ → „faitto“, „invoice“ → „inboisu“. Der Grund ist immer derselbe: Am Wortende muss ein Vokal stehen, daher werden etwa „to“ oder „su“ hinzugefügt.

Weitere Beispiele („Was sie sagen“ und „was sie meinen“):
„Kon pu rii to“ – Complete
„A ppu ru u bo“ – Approve
„A do ba ta i zu“ – Advertise
„Pu re zen te e shon“ – Presentation
„Ma a ke ti n gu“ – Marketing
„Kon pa ni su to ra ku cha“ – Company structure
„Ba i su pu re shi den to“ – Vice-president
„Ma tta a zu“ – Matters
„Bi de o kan fa ren su“ – Video conference

Englischunterricht in Japan

Man könnte jetzt sagen: Aber sie können doch einfach unser Alphabet lesen und dann ist das Problem gelöst, oder? Ja – und nein.

Englischunterricht in Japan hat viele Schwächen. Zwar verbessert sich die Situation langsam, weil inzwischen häufiger Muttersprachler in Schulen unterrichten. Doch die Mehrheit der heutigen Arbeitnehmer wurde von Lehrern unterrichtet, die selbst kaum Englisch konnten. Hinzu kommt: Der Unterricht konzentriert sich auf Schriftliches – es gibt kaum Hörverständnisübungen und keine mündlichen Prüfungen. So lernen viele Japaner zwar Englisch zu lesen, wissen aber nicht, wie man es ausspricht – und greifen auf Katakana zurück.

Wenig Kontakt zur Englischen Sprache

Als junger Mensch aus dem Westen hatte ich ständigen Kontakt zu englischer Sprache: Serien, Filme, Videospiele – alles war auf Englisch. Für mich war Englisch eine Notwendigkeit. In Japan aber ist Englisch allgegenwärtig – und zugleich unsichtbar. Fremdwörter stehen auf vielen Gebäuden – aber eben nur in Katakana. Viele Japaner sehen keinen Grund, eine Fremdsprache zu lernen. Auf ihrer „Insel“ ist alles Notwendige auf Japanisch vorhanden. Englisch ist eine Kuriosität, kein Muss – das ändert sich zwar mit der jungen Generation, aber nur langsam. Ich habe auch Japaner getroffen, die hervorragend Englisch sprachen – aber das war lange die Ausnahme.

Ich hoffe, dieser Artikel hat geholfen, besser zu verstehen, warum viele Japaner beim Englischsprechen Schwierigkeiten haben – und welche Herausforderungen sie beim Lernen dieser Sprache überwinden müssen.

Katakana-Tabelle

Hier können Sie die Tabelle herunterladen: Katakana chart
Diese enthält alle 46 Katakana-Zeichen. Jedes Zeichen repräsentiert eine Konsonant-Vokal-Kombination. Fremdwörter werden ausschließlich mit diesen Zeichen transkribiert.

(Dieser Artikel ist von JCO Werkstudentin Emily)

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