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2025 Update: Rolle der Frau in der japanischen Geschäftswelt!

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Dieser Artikel ist ein Update eines Textes von 2017. Sehen wir also, was sich verändert hat!

Alte Erwartungen und traditionelle Rollenbilder

Vielen, die seit längerem mit Japanern vor Ort oder in Japanzusammenarbeiten, wirdaufgefallen sein, dass manche ältere Manager früher weiblichen Angestellten eineandere Erwartungshaltung entgegengebracht haben.

Dies begann bei Fragen wie "Wo bleibt denn Ihr Chef?" oder "Ich habe noch nie eine Frau in Ihrer Position getroffen", wenn z. B. bei einem ersten Meeting das europäische Gegenüber eine Frau war. Auch wird sich manche europäische Managerin noch daran erinnern, dass in Teambesprechungen ausschließlich von weiblichen Mitarbeitern erwartet wurde, „doch mal für Kaffee zu sorgen“.

Herausforderungen für Frauen im Berufsleben

Das ist natürlich fast nicht mehr der Fall, aber bis heute sind Frauen in höheren Positionen in Japan nicht die Regel. So waren 2023 bereits 46,8 % aller weiblichen Angestellten regulär angestellt und verdienten dennoch im Schnitt 22 % weniger als männliche Kollegen.

Dazu kommt eine hohe Zahl von Zeitarbeiterinnen und befristeten Vertragsverhältnissen, die etwa 40 % weniger Gehalt bekommen und dadurch in einem „Double Pay Gap“ hängen. 53 % aller weiblichen Neueinstellungen fallen in diese Gruppe.

Familie, Kinderbetreuung und Genderrollen

Dass Japan unter einem sehr starken Bevölkerungsschwund leidet, liegt unter anderem daran, dass es nach wie vor sehr schwer ist, nach der Geburt der Kinder schnell wieder in den Beruf einzusteigen, da viel zu wenig Plätze für Kinderbetreuung vorhanden sind.

Babypause, also ein „Paternal leave“ für Männer, ist zwar gesetzlich vorgesehen, wurde aber fast nie wahrgenommen. Und doch machte Anfang 2020 ein Minister Schlagzeilen, da er trotz seines Amtes (vergleichbar Staatssekretär hier) ein paar Wochen in Elternzeit gehen und/oder zumindest manche Aufgaben im Homeoffice erledigen wollte. Das war 2020 in Japan noch eine „Breaking News“‑Schlagzeile wert!

Der Hintergrund all dessen ist das bis vor 10–20 Jahren durchaus gängige Ideal des ryōsai kenbo, das Frauen eine Rolle als „gute Ehefrau und gütige Mutter“ zuschrieb. Diesem zufolge war es erstrebenswert, als Hüterin des Heims und der Kinder seine volle Erfüllung zu finden.

Man muss anmerken, dass damit aber oft eine Machtposition verbunden war, da nicht wenige Ehefrauen bis heute als „Finanzministerin der Familie“ gelten und der Ehemann nur ein Taschengeld für Mittagessen und abendliches Ausgehen mit dem Team zugeteilt bekommt. Es gibt noch Fälle, in denen an Tagen, an denen die Ehefrau ein O‑Bento (japanische Brotzeit) als Mittagessen mitgibt, rückwirkend vom Mann der Betrag für die nicht im Restaurant oder der Kantine eingenommenen Mahlzeiten wieder eingefordert wird.

Historische Entwicklung und gesetzliche Gleichstellung

Die Sphären Familie und Arbeitswelt waren also traditionellerweise streng getrennt, wobei viele junge Frauen vor der Heirat als „Office Ladies“ (OL) oder auch als „Mädchen für alles“ angestellt wurden. Die Erwartung, dass diese nicht zu lange in den Firmen verbleiben sollten, war schon in den Arbeitsverträgen angelegt, die ganz klar in unterschiedliche Klassen für Männer und Frauen eingeteilt waren.

Erst 1986 wurde Japanerinnen durch ein Gleichstellungsgesetz der Weg in den wirklichen Karrierepfad geöffnet.

Womenomics und aktuelle Zahlen zur Gleichstellung

Vor dem Hintergrund des sich abzeichnenden Arbeitskräftemangels hatte die japanische Regierung im Rahmen der Womenomics das ambitionierte Ziel von 30 % weiblichen Führungskräften bis 2020 ausgegeben und plante mit allerlei Maßnahmen, die Rahmenbedingungen für Frauen zu verbessern.

Firmen wie Nomura Trust & Banking, die als erste Bank eine Managerin auf die höchste Position hoben, gingen mit gutem Beispiel voran. Und doch wurde schnell klar, dass dieses Ziel bis 2020 nicht zu erreichen war, denn es sind immer noch nur 10,9 % Frauen als Managerinnen tätig (Stand 2024) und in 43 % aller Firmen in Japan gibt es überhaupt keine weiblichen Manager (Stand 2024).

Generationenwandel und internationale Entwicklungen

Diese Zahlen ändern sich jedoch gerade rasant, und auch in Japan gibt es jetzt immer mehr Firmen, die sich den Zielen des „30 % Club“ verschreiben, sprich mindestens 30 % weiblicher Anteil im Middle und Executive Management.

Dass sich allmählich etwas ändert, sieht man aber auch neuerdings in Deutschland an einer gewissen Zahl von weiblichen japanischen Expatriates und Managerinnen, die es früher gar nicht gab.

Die Einstellung der jüngeren Generation hat sich stark gewandelt. Viele Frauen möchten heutzutage genauso selbstverständlich wie die Männer einen attraktiven Beruf mit Aufstiegsmöglichkeiten ausüben. Zudem ist das Einkommen des Ehemanns meist nicht mehr ausreichend, um eine Familie zu ernähren.

Trotz allem gibt es viel mehr Möglichkeiten, als Frau eine Karriere zu haben, doch muss einschränkend bemerkt werden, dass man dann auch doppelt so hart wie die männlichen Angestellten arbeiten muss, um sich abzusetzen und Vorurteile zu kontern. Doch das soll es auch in anderen Industrieländern geben …

Interessanterweise sehen wir in Europa in letzter Zeit auch weibliche Expatriates, deren Ehemann als „Anhängsel“ mitkommt – anstatt umgekehrt!

Wandel in der öffentlichen Meinung

Wie bei jedem gesellschaftlichen Wandel spielt aber auch hier die öffentliche Meinung eine große Rolle. Ein prominentes Beispiel aus jüngerer Zeit ist der Skandal um den damaligen Chef des Organisationskomitees der Olympischen Spiele Yoshiro Mori im Februar 2021: Während einer Sitzung erklärte er, Sitzungen mit vielen Frauen würden „zu lange dauern, weil Frauen zu viel reden“. Die Bemerkung löste binnen Stunden landes- und weltweit empörte Reaktionen aus; große Sponsoren übten Druck aus, eine Online‑Petition sammelte mehr als 150 000 Unterschriften, und Mori musste sich öffentlich entschuldigen und wenige Tage später von seinem Posten zurücktreten.

Der Vorfall zeigt, dass offen sexistische Äußerungen heute erheblich stärkeren Gegenwind erhalten als noch vor wenigen Jahren – und dass sich auch in Japan in dieser Hinsicht einiges bewegt.

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